IV. Rommel im Bild und in persönlicher Erinnerung;

Stimmen zu Rommel

Vielfältige Aspekte zur Person und zum Handeln Rommels finden sich in der SWR Mediathek www.planet-wissen.de Mythos Erwin Rommel. In der Sendung vom 7.10.2020 äußern sich der Militärhistoriker Dr. Peter Lieb und der Historiker und Hitlerbiograph Professor Dr. Wolfram Pyta.

Im Newsletter Verteidigung (NV) Nr. 44 vom 9.11.2021 Seite 3 ff. wird unter dem Titel "Zwischen NS-Propaganda und Gewissenhaftigkeit" von Daniel Kromberg unter Verwertung dieser Webseite zur Bedeutung Rommels für die heutigen Soldaten der Bundeswehr Stellung genommen. Aus militärischer Sicht äußert sich Brigadegeneral Michael Matz, der Kommandeur der Infanterieschule der Bundeswehr in Hammelburg.

Ein sehr aktueller Beitrag über Rommel ist der überarbeitete Aufsatz "Rommel und der 20. Juli 1944" der Historikerin Dr. Katharina Kellmann (www.katharinakellmann-historikerin.de) vom 14. Mai 2023. Darin wird das Handeln Rommels im Juli 1944 ebenfalls als zum militärischen Widerstand gehörend bewertet.

Der neueste Beitrag über Rommel ist der Bericht über den Vortrag des Militärhistorikers Prof. Dr. Heinemann vom 19.10.2023 "Erwin Rommel - Hitlers Generalfeldmarschall oder Hitlers Gegner? " in Paderborn, referiert in https://paderborn.volksbund.de/aktuell/nachrichten/detailseite/erwin-rommel-hitlers-generalfeldmarschall-oder-hitlers-gegner-1

Das hiesige Kapitel V Erwin Rommel und der Widerstand wurde in der Fassung 20. Juli 2023 im Newsletter Verteidigung (NV) Nr. 32 vom 15.8.2023 mit einem Vorwort des Chefredakteurs Daniel Kromberg und illustrierenden Bildern veröffentlicht.



Ein Bild von Erwin und Manfred Rommel

Ein Bild von Erwin und Manfred Rommel;

Veröffentlichung mit Zustimmung der Berechtigten



"Ich glaube, dass unser Rommelbild letztlich mehr über unsere Gegenwart aussagt als über die Persönlichkeit Rommels selbst" (Prof. Dr. Peter Steinbach).

"Tatsächlich war Rommel weder das eine (überzeugter Nationalsozialist) noch das andere (Held des Widerstands). Den Nationalsozialismus hatte er in seinem Wesenskern nicht verstanden und den Widerstand auch nicht" (Ralf Georg Reuth Rommel Das Ende einer Legende 2. Aufl. München 2012 S. 275).

"Rommel begnügte sich damit, für sich und seinen Befehlsbereich anständig zu sein" (Reuth aaO S. 54).

"Erwin Rommel diente als Soldat einem verbrecherischen Regime. Diese Tatsache überschattet - unabhängig von individueller Schuld - heute jede Bewertung seiner Lebensleistung. Der "Mythos Rommel" jedoch bleibt davon unberührt, denn ihn kennzeichnet, dass seine Inhalte seit nunmehr 50 Jahren identisch geblieben sind. Was allerdings einem Wechsel unterworfen ist, sind Deutung und Bewertung der Inhalte" (Dr. Cornelia Hecht, Mythos Rommel Stuttgart 2008 S. 126, 141).

"Es ist also weniger der siegreiche General, als vielmehr der aufrechte Mensch Rommel, den die Öffentlichkeit ehrt. In diesem Sinne kann Heidenheim stolz auf seinen großen Sohn sein" (Heidenheimer Zeitung 10. 11. 1961).

"Jeder damalige Soldat war froh und dankbar, wenn er einen Vorgesetzten hatte, der sich menschlich seinen Soldaten zuwandte und auf dessen militärischen Fähigkeiten er sich verlassen konnte. Dazu gehörte nicht nur Rommel..."(Leserbrief Dieter Beyrich Heidenheimer Zeitung 14.1.2012 S. 51).


"Am Ende des Films (Rommel - Der Wüstenfuchs 1952) fährt James Mason alias Rommel, in einem Panzer stehend, durch die Wüste - die Apotheose eines Helden. Nur diente er einem verbrecherischen Regime. In diesem Spannungsverhältnis verschwinden Heiligenscheine" (Seewald Die Welt 21.12.2008).


"Ich hatte tatsächlich Rommel 2010 im ersten Band von "Täter Helfer Trittbrettfahrer (THT) als "ganz gewöhnlichen Kriegsverbrecher" bezeichnet, wobei ich eine Äußerung des Schriftstellers Ralph Giordano folgte. In der Sache sehe ich auch heute keinen hinreichenden Grund, von diesem zugegebenermaßen etwas schillernden Begriff abzurücken. Allerdings habe ich diese m.E. nur drittrangige Wortwahl längst wieder fallengelassen, um Nebenkriegsschauplätze zu vermeiden" (Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske Heidenheimer Zeitung online 9. 11. 2021 16:52).

"Im ersten Band von "Täter Helfer Trittbrettfahrer" war ich 2010 zum Ergebnis gekommen, dass Rommel "zwar kein Vernichtungskriegsgeneral", aber dennoch "ein aus tiefstem Herzen überzeugter Nationalsozialist" war. Er nahm "zunehmend die Terrorisierung der Zivilbevölkerung billigend in Kauf, (...) hatte Anteil an der Ausbeutung besetzter Länder (...), ließ skrupellos 'Partisanen' bekämpfen und setzte menschenverachtende Waffen wie Minen massenhaft ein. ....-" Trotz taktischer Meinungsverschiedenheiten im Endstadium des Krieges blieb er seinem Führer, "dem er alles verdankte (...) bis in den Befehl zum Tode treu ergeben." (Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske in Täter Helfer Trittbrettfahrer NS-Belastete aus dem östlichen Württemberg 3. Auflage Gerstetten 2016 S. 153, 154)."

"Wo immer Rommel in Erscheinung trat, erwies er sich als einer der "Handlanger Hitlers beim Griff nach der Weltmacht"" (Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske aaO S. 153, 175).

"Wann immer sich die Gelegenheit bietet, werden uns bis heute von den gläubigsten seiner Anhänger pompöse Mythen aus den 1940er bis 1960er Jahren aufgetischt. In ihnen wird Rommel durchgehend auf sein kriegerisches Handwerk reduziert und mit verharmlosenden Attributen wie "aufrecht, ritterlich und tapfer" belegt. Komplexe Sachverhalte und Verläufe verdunsten vor seiner vermeintlich übermenschlichen Persönlichkeit, was ihn unter Militärfetischisten zum Säulenheiligen schlechthin werden lässt. Bis heute erkennen nur wenige Rommels durch seine herausgehobene Funktion in der Wehrmacht begründete Mittäterschaft bei diversen NS-Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske aaO S. 153).

"Auch wenn dieses Rommelfieber unter den Nachgeborenen spürbar nachlässt, sind die Folgen weiterhin massiv. Selbst wer sich der NS-Gräueltaten bewusst ist und meint, tradierte Ammenmärchen locker zu durchschauen, zögert, wo ausgerechnet der "Wüstenfuchs" als einer der Letzten seiner Zunft von Aufklärung erreicht wird. Vor dem Durchbruch der historischen Realität steht offenbar gerade in prominenten Fällen ihre angstbesetzte Tabuisierung, wie der peinliche Verlauf der Diskussionen rund um das Heidenheimer Rommeldenkmal eindrucksvoll belegt". (Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske aaO S. 153)

"....blieb er (Rommel) seinem Führer, dem er alles verdankte, bis in den Befehl zum Tode treu ergeben" (Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske aaO S. 153, 154).

"Rommel "war ausersehen", die Tötung aller Juden in Ägypten, Palästina und anderswo im Mittleren Osten zu überwachen, unter der Kontrolle eines Mörderkommandos, das an sein Hauptquartier angehängt wurde" (Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske aaO S. 153, 170 und visualisierter Vortragstext in der Heidenheimer Michaeliskirche - Gedenkveranstaltung "Omas gegen rechts" zur Reichsprogromnacht 8.11.2023).

"und falls Rommel tatsächlich in reiner Befehlsergebenheit und soldatischer Loyalität dem Dritten Reich gedient hat, macht das aus ihm maximal einen nützlichen Idioten" (Künstler Rainer Jooß, Heidenheim 1.5.2022; siehe im Einzelnen unten VI. 5.)


"Als gebürtige Heidenheimerin bin ich entsetzt über die diffamierenden Aussagen einiger Herren der Geschichtswerkstatt Heidenheim gegenüber dem Generalfeldmarschall Erwin Rommel. Erwin Rommel als Kriegsverbrecher zu bezeichnen, ist für mich im höchsten Maße beschämend....Dr. Wolfgang Proske, Manfred Maier und Hellmuth G. Haasis empfehle ich derweil die Rommel-Biographie von Maurice Philip Remy" (Leserbrief Renate Franz Heidenheimer Zeitung 20. 4. 2013).


"Und sein (Rommels) Feldzug in Afrika? "Aufrecht, ritterlich und tapfer" so stellten es zwar selbst die Alliierten dar, wohl um ihren Sieg über den deutschen Vorzeigehelden noch heller erstrahlen zu lassen. Tatsächlich setzte Rommels Afrikakorps (wie auch die Alliierten) in großem Umfang Waffen ein, die alles andere als "ritterlich" waren - todbringende Landminen, Tausende, Millionen" (Prof. iR Dr. Wolfram Wette Die Zeit Nr. 30 2020 S. 17).


"Im Widerstand hat sich Rommel nicht engagiert. Er war Mitwisser - von was genau ist nicht zu ermitteln - , und er hat zumindest niemanden denunziert" (Prof. iR Dr. Wette Webseite der Stadt Heidenheim S.10 unter Berufung auf Linda von Keyserlingk-Rehbein, ohne aus deren 707 Seiten umfassenden und als Buch veröffentlichten Dissertation zu zitieren; dazu im Einzelnen kritisch oben III 3 a) Zum Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages).


"Das Fazit von Prof. iR Dr. Wette "wir schulden ihm (Rommel) nichts", ist unhaltbar, wenn die Bewertung Rommels - wie hier klar ersichtlich - auf unvollständiger und zum Teil interessengeleiteter Tatsachenbeurteilung beruht. Jedem Menschen schuldet man nämlich "die Wahrheit"" (Verfasser in Heidenheimer Zeitung 4.8. 2020).


„Denn er (Rommel) war der Überzeugung, dass ein Krieg so geführt werden müsse, dass ein tragfähiger Friede möglich sei. Inwieweit er diesen Gedanken hätte praktizieren können, wenn er in Russland gewesen wäre, und an dem Vernichtungskrieg hätte teilnehmen müssen, weiß ich nicht“ (Manfred Rommel 1944 – Das Jahr der Entscheidung Erwin Rommel in Frankreich Stuttgart 2010 S. 16).

"Mein Vater sprach wiederholt von dem blinden Mann, wie er im Kerker auf den Tod wartete. Es sei sicherer, sich nicht durch die Schläfe, sondern durch den Mund zu erschießen. Schließlich begann ich zu begreifen, daß mein Vater selbst damit rechnete, getötet zu werden. ......Hitler würde also versuchen, ihn so aus dem Weg zu räumen, daß das Volk den wahren Grund seines Todes nicht bemerke" (Manfred Rommel Trotz allem heiter Erinnerungen Stuttgart 1998 S. 65).

"Er (Rommel) erklärte, er habe den Krieg im Westen beenden wollen, der sich nunmehr gegen Deutschland richte und den Russen die Eroberung Mitteleuropas ermögliche. Jeder Schuß, den wir im Westen abfeuerten, träfe uns selbst. Durch eine Kapitulation im Westen wäre mindestens erreicht worden, daß das Reich durch Einmarsch und nicht im Kampf besetzt würde. Außerdem hätten die Bombardierungen aufgehört. Er sei gegen ein Attentat auf Hitler gewesen. Der tote Hitler sei gefährlicher als der lebendige. Wenn die deutschen Truppen in Frankreich kapituliert hätten, wäre er wohl als Verräter gebrandmarkt worden, aber das hätte er in Kauf nehmen müssen. Auch 1918 sei der Krieg militärisch verloren gewesen, aber das habe man nicht wahrhaben wollen. Die Kapitulation in Frankreich wäre zum Zeitpunkt des alliierten Durchbruchs möglich gewesen" (Manfred Rommel aaO S. 64 f.).

"Als ich wieder im Sonderzug (nach dem "Staatsbegräbnis" für Rommel) saß, war mir klar, daß Hitler in Rommel den einzigen Mann aus dem Weg geräumt hatte, der im Inland wie im Ausland genügend Ansehen besaß, um den den Krieg beenden zu können. Der Dikatator hat in grausamer Weise gezeigt, wie wenig ihn die Zukunft seines Volkes kümmerte" (Friedrich Ruge Rommel und die Invasion Stuttgart 1959 S. 240).

"Rommel hatte vieles mit mir theoretisch erörtert, seine konkreten Pläne aber nur vorsichtig angedeutet. Wir waren uns in den Gesprächen über die Lage durchaus einig in der Ansicht gewesen, daß bald eine politische Lösung gefunden werden müsse, um den Krieg zu beenden, und daß dies mit Hitler nicht denkbar sei" (Ruge aaO S. 255).

"Er (Rommel) betonte immer wieder seinen Abscheu vor den Rechtsbrüchen der Diktatur und seine tiefe Überzeugung, dass das Recht und die Meinungsfreiheit die Grundlage des Staates seien."(Ruge aaO S. 244).

"Er (Rommel) hat seine Absage an Hitler mit dem Leben bezahlt. Mit seinen Taten und diesem höchsten Opfer, das ein Mensch bringen kann, hat er sich einen Platz in den Reihen der Großen seines Volkes gesichert" (Ruge aaO S. 245).

"Rommel hat Hitler ein Ultimatun gestellt. Ein Diktator, der sich ein Ultimatum stellen läßt, ist kein Diktator mehr. Deshalb musste Rommel sterben. Wenn jemand umdenkt, sich gegen Hitler stellt und dann sterben muss - wenn der nicht traditionswürdig ist, wer dann?" (Militärhistoriker Prof. Dr. Winfried Heinemann Vortrag vom 19.10.2023 in Paderborn, Bericht in https://paderborn.volksbund.de/aktuell/nachrichten/detailseite/erwin-rommel-hitlers-generalfeldmarschall-oder-hitlers-gegner-1 ).


„Mag sein, dass der eigenwillige Feldmarschall den, wie es Joachim Fest genannt hat, „strengen Imperativen“ der Männer des 20. Juli, „ihrer Moral und Gewissensnachdenklicheit sichtlich fern stand.“ Aber einen „Nazigeneral“ kann man ihn bei genauerem Hinsehen kaum nennen. Allenfalls sein persönliches Verhältnis zu Hitler war lange Zeit tatsächlich geprägt von einer – aus heutiger Sicht geurteilt – erschreckend unkritischen Verehrung; und es blieb gespalten, buchstäblich bis zur letzten Stunde. Umso schwerer wiegt, dass er sich dennoch, in Sorge um die Zukunft seines Landes, und durchaus auch im Bewusstsein der Verbrechen des Regimes, nach einem langen inneren Prozess eindeutig gegen Hitler und für die richtige Seite entschied. Rommel wurde nicht zum „entschlossensten Gegner Hitlers“, aber er hatte sicher den weitesten Weg von allen zurückgelegt. Es hatte lange gedauert, und er kam spät; doch nicht zu spät, um in diesen letzten Tagen zu einer der wichtigsten Figuren des ganzen Unternehmens zu werden“ (Remy aaO S. 279).

„Rommels Herz gehörte dem Führer. Dennoch brachte er immer dann den Mut auf, sich Hitler zu widersetzen, wenn dessen Befehle verbrecherisch waren und sie seinem Gewissen zuwiderliefen“ (Remy aaO S. 331).

"Der Entschluss zum Abfall von Hitler kam bei ihm (Rommel) nicht aus dem Intellekt, nicht aus gekränktem Ehrgefühl, nicht aus Motiven der Tradition oder Religion, sondern entsprang seinem gesunden Menschenverstand" (Lutz Graf Schwerin von Krosigk, Es geschah in Deutschland. Menschenbilder unseres Jahrhunderts 3. Aufl. Tübingen 1952 S. 289).

"Als Rommels letzte Warnung beiseitegefegt wurde, blieb ihm als Patrioten und Soldaten nur der Weg in die aktive Widerstandsbewegung übrig. Bei verantwortungsbewußten und tatkräftigen Männern mußte sich aus wachsender Kritik schließlich der Widerstand entwickeln" (Lutz Graf Schwerin von Krosigk Die großen Schauprozesse München 1981 S. 317).

"Für Freisler (Präsident des Volksgerichtshofs) war das erste leise Wanken in dem bedingungs- und grenzenlosen Glauben an Hitler bereits todeswürdiger Hochverrat. Er würde ohne weiteres Speer und Rommel lediglich wegen der von ihnen Hitler überreichten Denkschriften, in denen sie den Krieg für verloren erklärten und dieser Lage entsprechende Maßnahmen forderten, dem Henker überantwortet haben" (von Krosigk wie zuvor). 

"Für ihn (Rommel) waren das Attentat und der Versuch, Friedensverhandlungen einzuleiten, zwei ganz verschiedene Dinge. Seine "Schuld" bestand darin, daß er andes als Hitler geglaubt hatte, der Krieg sei verloren, und überzeugt gewesen war, Hitler führe Deutschland in die Katastrophe. Diese "Schuld" bereute er nicht, wie er auch stets furchtlos seine persönliche Überzeugung vertreten hatte..." ( David Fraser Rommel Die Biographie Lizenzausgabe Rheda-Wiedenbrück 1995 S. 570).

"Bei Rommel wandelte sich im Laufe des Krieges unter dem Eindruck der verhängnisvollen Folgen der Hitlerschen Kriegsführung seine Vorstellungswelt derartig, daß er sich zu selbständigen Handlungen gegen den Willen seines "Führers", seines höchsten Vorgesetzten und Staatsoberhaupts, durchringen konnte" (Gotthard Breit, Das Staats- und Gesellschaftsbild deutscher Generäle beider Weltkriege im Spiegel ihrer Memoiren Boppard am Rhein 1973, S. 216)

"Seit seiner militärischen Ausbildung in Weingarten vor dem Ersten Weltkrieg war Oskar Farny mit Erwin Rommel befreundet. 1944 sicherte er Rommels Tagebücher vor dem Zugriff der Gestapo. Noch einen Tag vor seiner Ermordung war Rommel mit seiner Frau auf dem Dürren." (https://www.hofgut-farny.de/home/farny-geschichte; heute Hofgut und Hotel Farny Dürren 1 88353 Kißlegg)

".....Oskar Farny schlug ihm (Erwin Rommel) vor, in die Schweiz zu fliehen und bot sich an, eine solche Flucht vorzubereiten....Aber mein Vater lehnte ab und meinte: Ein General, dessen Armee zum großen Teil unter dem Boden liege, dürfe sich nicht selbst retten" (Manfred Rommel Trotz allem heiter aaO S. 66).


„Irgendein aktives widerständisches Verhalten konnte für Rommel von der historischen Forschung bis heute nicht belegt werden“. (Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages WD 2 – 3000-005/19 Seite 19; Kritik daran oben unter III.2. Zum Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages)


"Selbst wenn man also davon ausgeht, dass der Feldmarschall vom Attentat nichts gewusst hat, sind schon seine Pläne für eine Teilkapitulation ein Akt der Opposition, richteten sie sich doch gegen Hitlers sozialdarwinistische Strategie, die nur Sieg oder Untergang kannte.....Hitler warf ihm in der Lagebesrechung vom 31.8.1944 vor, er hätte "nun das Schlimmste getan, was es in einem solchen Fall überhaupt für einen Soldaten geben kann: nach anderen Auswegen zu suchen als nach militärischen"...

Deshalb gehört Rommel zum militärischen Widerstand. Darunter verstehe ich in Anlehnung an Peter Hofmann Widerstandsformen höherer Militärs gegen eine Politik, "die Staat und Nation mit Existenzvernichtung drohte..." Dieser militärische Widerstand ist kein "Widerstand zweiter Klasse" sondern steht gleichberechtigt neben anderen Widerstandsformen...

Rommel löste sich wahrscheinlich erst nach der Invasion von Hitler. Die sich abzeichnende militärische Katastrophe öffnete ihm (Rommel) im Juni/Juli 1944 endgültig die Augen. Zu dieser Erkenntnis und den daraus folgenden Konsequenzen konnten sich nur wenige höhere Offiziere durchringen. Erwin Rommel gehörte dazu und bezahlte dafür mit seinem Leben." (Erwin Rommel und der 20. Juli - Dr. Katharina Kellmann (katharinakellmann-historikerin.de) 14. Mai 2023)


„Für die Bundeswehr sind Rommels Missachten verbrecherischer Befehle und die Ablehnung des vom NS-Regime geforderten Feindbildes sowie sein Verantwortungsgefühl und soldatischer Mut, die Beendigung des Krieges gegenüber dem Diktator auch unter Gefahr für Leib und Leben einzufordern, sinn- und traditionsstiftend.“

(Beschluss des Deutschen Bundestages vom 2.7.2020 BT – Drucksache 19/20152).


"Generalfeldmarschall Rommel ist Teil der Tradition der Bundeswehr. Obwohl er lange Zeit von Hitler fasziniert war, sind sein Missachten verbrecherischer Befehle, seine Ablehnung des vom NS-Regime geforderten ideologischen Feindbildes sowie sein Verantwortungsgefühl und sein soldatischer Mut, die Beendigung des Krieges gegenüber dem Diktator auch unter Gefahr für Leib und Leben persönlich einzufordern, bis heute sinn- und traditionsstiftend. Zudem ist Rommel durch seine Nähe zum militärischen Widerstand und dem daraus folgenden erzwungenen Selbstmord ein Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsstaats".

(Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung Oberst iG Dr. Gruhl vom 31. 8.2022 auf das Schreiben des Verfassers vom 8.8.2022 an Verteidigungsministerin Lambrecht mit hiesigem Kapitel V (1. Auflage)"Erwin Rommel und der Widerstand - eine juristsiche Subsumtion")

"Da die Bundeswehr Erwin Rommel als einen von ganz wenigen Wehrmachtssoldaten als traditionswürdig einstuft, kann diese Zeichensetzung (in Webseite der Stadt Heidenheim "gegen Krieg, Extremismus und Militarismus") auch als Statement gegen die Bundeswehr verstanden werden. Es passt nicht zusammen, wenn wir als Deutschland jedes Jahr Milliarden für die Bundeswehr ausgeben und als Stadt Heidenheim aber Rommel als Kriegstreiber hinstellen" (Eckart Krägeloh Gedanken zum Rommeldenkmal Februar 2022 S. 6).

"Insofern kann die Figur Erwin Rommels den militärischen Führern von heute zunächst als warnendes Beispiel dafür dienen, sich nicht vor den Karren politischer Propaganda spannen zu lassen - und auf der anderen Seite als gutes Beispiel, dass sich Verantwortungsbewusstsein, Pflichtbewusstsein sowie ehren- und gewissenhaftes Verhalten auch unter den widrigsten Umständen noch vertreten lassen (Daniel Kromberg Newsletter Verteidigung 44/2021 S. 3, 4).

"Am Grab des Generalfeldmarschalls in Herrlingen kommen jährlich zu seinem Todestag .....Menschen im Gedenken an einen Mann zusammen, der auch als Werkzeug eines grausamen Regimes stets seinem Gewissen gefolgt war" (Daniel Kromberg Newsletter Verteidigung 32/2023 S. 24).

„Der Generalfeldmarschall ist somit keinesfalls dem engsten Kreis der Männer des 20. Juli zuzurechnen. Gleichzeitig war er aber doch mehr als nur ein reiner Sympathisant und bezahlte dafür mit seinem Leben. Man muss ihm also einen festen Platz im militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus zugestehen – und zwar in stärkerem Maße, als dies in der Geschichtswissenschaft und in der Öffentlichkeit in der letzten Zeit der Fall war“ (Lieb aaO S. 343)

"In ihrer Kernaussage stimmen diese Quellen (Gerneral Eberbach, Rudolf Hartmann, Martin Bormann) überein. Die Indizienlage spricht somit klar dafür, dass Rommel nicht nur von dem Attentat wusste, sondern sich sogar auf die Seite des Widerstands gestellt hatte. Sicher ist aber auch, dass er an den operativen Planungen des Anschlags nicht beteiligt war. Und unklar bleibt nach wie vor, welche Rolle Rommel konkret während und nach dem Attentat zugedacht war" (Lieb Die Welt vom 25.10.2018).

"Einen Zweifel an Rommels Beteiligung am Widerstand kann es auf Basis der vorliegenden Quellen...nicht geben" (Maurice Philip Remy Rommel und der militärische Widerstand in Erwin Rommel Geschichte und Mythos Leinfelden-Echterdingen 2009 S. 104, 128).

"Die Aussage, Rommel habe von dem Staatsstreichversuch nichts gewusst (Reuth/Irving), lässt sich so nicht mehr aufrechterhalten" (Schweizer/Lieb 20. Juli 1944 Neue Forschungen zum Widerstand gegen Hitler ZMSBw Potsdam 2019 S. 63, 75).

„War Rommel ein Nazigerneral?

Das kommt darauf an, wie man einen „Nazi-General“ definiert. Wenn es um „Führerkult“ und „Volksgemeinschaft“ ging, stand Rommel dem Nationalsozialismus sehr positiv gegenüber. Wenn man aber unter einem Nazi einen Antisemiten, einen Kriegsverbrecher und einen radikalen Weltanschauungskrieger versteht, dann war Rommel kein „Nazi“. Im Gegenteil, er missachtete mehrmals verbrecherische Befehle. Auch die britischen und amerikanischen Gegner bescheinigten ihm ein faires Verhalten“ (Lieb Die Welt 25.10.2018).


"Dadurch, dass Rommel im Zweifelsfalle sein Gewissen über den Gehorsam stellte, gibt er all jenen unserer Mütter und Väter eine Stimme, die sich im Dritten Reich bemühten, ihren Anstand zu bewahren" (Leserbrief Eckart Krägeloh Heidenheimer Zeitung 12.8.2020).